
Google-Chefökonom Hal Varian bezeichnet die vernetzte Ökonomie auch als kombinatorischen Wettbewerb. Ob Dampfmaschine, Telegraf, Telefon oder Transistoren – immer wieder werden Technologien erfunden, deren Komponenten sich vielfältig miteinander verbinden lassen, um neue Produkte und Dienste hervorzubringen.
„Der Unterschied heute ist, dass diese Möglichkeiten praktisch unbegrenzt sind, denn es gibt keine physischen Grenzen“, so Varian.
Etwa bei der Präzisions-Landwirtschaft – neudeutsch auch Precision Farming genannt.
„Beim Ackerbau wird nicht mehr konstant gedüngt, sondern nur noch punktuell nach dem Bedarf der Pflanzen“, erläutert Antje Krieger, Marketing-Managerin von Agri Con.
So kann über Bodenanalysen der Stickstoff-Bedarf genau ermittelt werden. Die Traktoren ziehen dann über GPS automatisch ihre Bahnen, ohne dass der Fahrer lenken muss. Die Vermessung des Feldes liegt in der Computerwolke.
Die Vorteile skizzierte auch Gerald Maatmann, Jungbauer in der Grafschaft Bentheim. Früher wollte er seine 80 Kühe über Excel verwalten.
„Eine Kuh produziert Daten und die möchtest Du natürlich sofort eingeben. Da musste ich ständig zum Rechner rennen. Das klappt einfach nicht.“
Jetzt setzt er das Programm von der QSX-Datenschmiede ein.
„Unser Lehrling hat die Anwendung auf seinem Smartphone und auch mein Vater. Es läuft auf dem Stallrechner. Man muss keine Updates installieren – einfach anmelden und alles ist da.“
Bei einer Trächtigkeitsuntersuchung der Kühe ist das Smartphone mal in den Gülle-Schacht gefallen.
„20 Kühe hatten wir mit dem Tierarzt schon durch. Im vernetzten Stall gehen die Daten direkt nach der Eingabe in die Cloud. Das Gerät war hinüber, aber meine Daten nicht“, sagt Maatmann.
Der Kuhplaner ist nach den Erfahrungen von Michael Reimers (QSX-Datenschmiede) für viele Landwirte der Einstieg ins Cloud Computing. Er überprüft das Brunstgeschehen und registriert die Besamung. Das System informiert, wann eine Kuh kalbt und zu welchem Zeitpunkt sie trocken gestellt werden muss.
Mit einer digital gestützten und auf das einzelne Tier abgestimmten Fütterung versorgt nach einer Bitkom-Umfrage schon jeder zweite Viehwirt (51 Prozent) seine Tiere. Tierspezifische Daten, etwa zur Bewegung, zum Fressverhalten oder zur Aktivität, können mittlerweile mit einer Vielzahl von Sensoren erfasst werden: Diese nutzen 25 Prozent aller Tierwirte, weitere 11 Prozent planen den Einsatz.
Roboter sind bei acht Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe im Einsatz, vor allem in der Tierhaltung: 12 Prozent setzen auf die Robotertechnik, mit der zum Beispiel der Stall gesäubert oder das Melken tiergerechter durchgeführt werden kann. Drohnen werden erst von vier Prozent der Landwirte und Lohnunternehmer eingesetzt. Mit ihnen können beispielsweise Wiesen vor der Grasernte überflogen werden, um Wildtiere im Feld ausfindig zu machen. Es können etwa Rehkitze aus dem Gefahrenbereich entfernt werden, so dass sie der Mähdrescher nicht erfasst. Knapp jeder zweite Landwirt oder Lohnunternehmer (45 Prozent) erwartet den Durchbruch für die fliegenden Agrarhelfer bis 2030.
Hat dies auf Netzstrategien für die Wirtschaft rebloggt.