
Guido Zander, der Meister des Arbeitszeitmanagements, zündet ein neues Feuerwerk. Im Interview für „Zukunft Personal Nachgefragt“ zieht er blank und zerschmettert die oberflächlichen Diskussionen rund um die Arbeitszeit. „Weg mit den eindimensionalen Hypes! Vier-Tage-Woche hier, Sechs-Tage-Woche da – alles Blödsinn,“ wettert Zander. „Warum nicht flexible Modelle? Warum nicht eine Arbeitswelt, die sich an die realen Bedürfnisse der Menschen anpasst?“
Arbeitszeit-Dschungel: Klartext von Zander
Die Debatte um Arbeitszeit ist ein wilder Dschungel, doch Zander sieht klar. „Das Ganze ist eine degressive Geschichte“, erklärt er. „Von 40 auf 36 Stunden – schön und gut. Aber von 35 auf 30? Da wird der Produktivitätsgewinn schnell zum Verlustgeschäft.“
Lösungen statt Kritik
Zander bleibt nicht beim Kritisieren stehen. Er bietet Lösungen an: „Wir brauchen mehr Wahlfreiheit“, fordert er. „Mitarbeiter sollen ihre Wochenarbeitszeit selbst bestimmen können. Das ist der wahre Game Changer. Keine Einheitslösung, sondern individuell angepasste Modelle.“
Sechs-Tage-Woche in Griechenland? Zander kontert
Zu den Entwicklungen in Griechenland, wo die Sechs-Tage-Woche wieder möglich ist, sagt Zander klar: „Es geht nicht darum, dass jetzt jeder 48 Stunden pro Woche arbeiten muss. Es ist eine Option. Und die Frage bleibt: Wird sie überhaupt genutzt?“
Flexibilität als Schlüssel
„Flexibilität und Anpassung sind der Schlüssel“, sagt Zander. „Statt die, die schon arbeiten, noch mehr zu belasten, müssen wir diejenigen integrieren, die momentan nicht im Arbeitsmarkt sind. Es braucht bessere Kinderbetreuung, flexible Rentenmodelle und eine durchdachte Bildungspolitik.“
Generation Z? Nicht faul, sondern effizient
Dr. Andrea Hammermann vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stellt Studienergebnisse vor: Weniger Arbeitszeitwünsche in allen Altersgruppen, aber nicht weniger Engagement. „Die Köpfe werden weniger“, sagt sie. „13 Millionen gehen in Rente, nur 8 Millionen rücken nach. Das Loch ist da, und es klafft bedrohlich. Lösungen? Mehr arbeiten. Aber nicht stumpf und blind. Mit Flexibilität, Vertrauen und smarter Arbeitsorganisation.“
Wirtschaftsweise Truger fordert Umverteilung
Professor Achim Truger vom Sachverständigenrat der Bundesregierung: „Längere Arbeitszeiten bedeuten nicht unbedingt mehr Wohlstand.“ Er kritisiert die simple Verknüpfung von Arbeitszeit und Wohlstand. Viele Frauen möchten mehr arbeiten, Männer könnten ihre Arbeitszeiten reduzieren. Diese Umverteilung würde die Arbeitslast fairer und die Care-Arbeit gerechter gestalten.
„Wir müssen weg von der Idee, dass Menschen faul sind, weil sie weniger arbeiten wollen“, sagt Truger. Die Arbeitswelt der Zukunft? Flexibler, gerechter, menschlicher. Produktivität könnte sogar steigen, wenn Menschen zufriedener und weniger gestresst arbeiten.
Neuer Wohlstand, neue Modelle
Vera Schneevoigt, ehemalige Top-Managerin und Expertin für Digitalisierung, betont: „Die Diskussion um Arbeitszeit ist heute wichtiger denn je.“ Sie spricht von der wachsenden psychischen Belastung und der Notwendigkeit flexibler Arbeitszeitmodelle. Ihr Bruder, ein spätgewordener Epileptiker, leidet unter Burnout. „Stress war der Auslöser“, sagt Schneevoigt. „Es ist menschenverachtend, diese Diskussion nicht zu führen.“
Arbeitszeit als Qualität, nicht Quantität
„Wir müssen weg von starren Industrielogiken hin zu einer flexibleren, menschlicheren Arbeitswelt“, sagt Schneevoigt. Ihr Buch „Wir können Zukunft“, das im September bei Haufe erscheint, gibt Impulse für einen positiven Wandel. Sie stellt es am 11. September auf der Zukunft Personal Europe in Köln vor.
Zukunft der Arbeit? Flexibel, menschlich, innovativ.